Skulptur, 1m |
Die
Meerjungfrauen wurden bei den Griechen als „Vogelkörper mit Frauenkopf und
niemals als Fischkörper dargestellt, wie es in den nordischen Mythen der Fall
ist“. Allerdings ist zu bemerken, dass sich bei Homer keine Erwähnung einer
Vogelfrau findet. Der Text suggeriert sogar, dass er normale Frauen beschreibt,
die sich an der Küste aufhalten. Das Zwitterwesen der Meerjungfrauen - halb
Frau, halb Vogel – wird von der Mythologie durch eine Bestrafung erklärt, die
sie mit der höllischen Unterwelt verbindet. Auf den Grabstätten wurden sie als zur
Leier singende Göttinnen dargestellt, die vermutlich erotische Intentionen
gegenüber dem verstorbenen Helden hegten.
Mittelalterliche
Tiergeschichten beschreiben die Meerjungfrauen als Frauen „vom Kopf bis zum
Oberschenkel“ und „von dort bis nach unten mit Krallen und Flügeln“, was eine
Vermischung von Elementen aus der griechischen und germanischen Mythologie
bedeutet. Sie sind der Nachwelt in Bildern überliefert, die in Säulen,
Grabstätten und romanischen Kirchen zu finden sind. Sie personifizieren dort
den Tod, genau wie im Alten Ägypten, wo man sie im Moment des Todes anrief.
Es gibt einige
Überresten von Vasen, die die Abenteuer des Odysseus darstellen: Auf jenen, die
vor dem III. Jhd. v. Chr. entstanden sind, erscheinen die Meerjungfrauen als
Vögel mit Frauenköpfen. Später bekommen sie Arme, eine menschliche Brust,
vielleicht rein ästhetische Attribute, auch wenn sie als zusätzliche Verführungselemente
verstanden werden können, denn von nun an spielen die abgebildeten
Meerjungfrauen Instrumente wie Flöte oder Zither.
Auf diese Art und Weise vermenschlichen
sich die Meerjungfrauen im Laufe der Antike, um sich schließlich bei den Römern
und Etruskern in geflügelte Frauen zu verwandeln, wie es das wunderschöne
Mosaik mit der Darstellung des Schiffes von Odysseus bezeugt, welches in Dougga,
gefunden wurde.
Im VIII. Jahrhundert beschreibt sie der
englische Mönch Adhelm von Sherborne als Jungfrauen mit schuppenbedeckten
Fischschwänzen.
Diese beiden Darstellungen koexistieren
bis ins XV. Jahrhundert hinein, in welchem die fliegenden Meerjungfrauen
endgültig ihren Platz an eine schöne Frau mit langem Haar und Fischschwanz lassen. Zu dieser Zeit beschreibt
der deutsche Botaniker Johann Wonnecke von Kaub ihr Leben in den abgründigen
Tiefen des Meeres. „Man trifft sie oft in den Meeren und manchmal in Flüssen an“,
schreibt seinerseits der flämische Schriftsteller Jakob Van Maerlant.
In der
griechischen Mythologie hingegen, bewohnen diese Dämonen eine Insel in der Nähe
der Insel der Zauberin Kirke. Den Meerjungfrauen haftet der traurige Ruf an,
Männer zu verschlingen, nachdem sie diese mit ihren melodiösen Gesängen und
ihren verführerischen Körpern angezogen haben. Die furchterregenden
Verführerinnen können sogar einfache junge Frauen ohne Fischschwanz sein, die
im Meer leben.
Die moderne Legenden
um die Meerjungfrau, geschaffen vom dänischen Schriftsteller Hans ChristianAndersen im Jahr 1835, schlägt weiterhin große Wellen: Sie ist nicht mehr die
schreckliche Verführerin, sondern eine romantische Heldin, die die Liebe sucht –
wie Undine, die ihre Seele an denjenigen Mann verschenkt, der sie heiratet. Der
Zeichentrickfilm „Arielle, die Meerjungfrau“ von Walt Disney (1989) verbindet schließlich Elemente aus der Volkskultur und
Andersens Märchen.
Die Meerjungfrau von Zémo*: Pure Poesie und wissenswertes zugleich !
AntwortenLöschen